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Start Bücher Geschichte(n) der Medizin Sieben Jahre Russland - Vorwort des Herausgebers

Sieben Jahre Russland - Vorwort des Herausgebers

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Sieben Jahre Russland
Das Buch
Der Autor: Kuno Eugen Wahl
Vorwort des Autors
Vorwort des Herausgebers
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Vorwort des Herausgebers
Im Jahre 1952 veröffentlichte der ehemalige Wehrmachtsarzt Dr. Curt Emmrich unter dem Pseudonym Peter Bamm seine Erzählung „Die unsichtbare Flagge“ und erntete damit Weltruhm. Solches Glück war seinem Kollegen Dr. Eugen Kuno Wahl mit seinem Erlebnisbericht „Sieben Jahre Rußland“ nicht beschieden. Er fand - unverdientermaßen, wie der Leser sicherlich feststellen wird - keinen Verleger und ließ das Werk auf eigene Kosten in zwei Auflagen zur Verteilung an Freunde und ausgesuchte Bibliotheken drucken. Eine geplante dritte Auflage konnte der Autor nicht mehr verwirklichen - er starb, nachdem er den Entwurf noch mit einer neuen Einteilung und Überschriften versehen hatte, die den bisherigen Ausgaben fehlten.

Als ich bei meiner Suche nach Zeitzeugen und Berichten für eine Geschichte des Sanitätswesens im Mittelabschnitt der Ostfront auf das Buch von Dr. Wahl stieß, war ich sofort von seinem Inhalt fasziniert. Ich war mir sicher, daß der Autor und sein Manuskript einem breiteren Leserkreis zugänglich gemacht werden sollten und dazu ein Verlag gefunden werden mußte. Mehr zufällig stieß ich auf den kleinen Berliner Verlag Frank Wünsche, dessen Inhaber sich spontan bereiterklärte, das Vorhaben zu verwirklichen. Ihm und der Familie Dr. Wahls, die mich bei der Suche nach Fotos und weiteren Dokumenten unterstützt hat, gebührt der Dank des Herausgebers.

Für den mit geschichtlichen und militärhistorischen Dingen wenig vertrauten Leser habe ich das Werk mit Fußnoten und Kommentar und am Schluß mit einem kurzen Abriß über den historischen Hintergrund versehen, um den Inhalt besser verständlich zu machen. Dazu fand ich noch einige Dokumente, Postkarten und Zeichnungen aus dem privaten Archiv der Familie Wahl, die in den ersten beiden Auflagen im Privatdruck nicht enthalten waren. Ferner entnahm ich meiner umfangreichen Sammlung von Fotos aus dem II. Weltkrieg passende Exemplare, die das Werk zur weiteren Illustration anreichern. Aufgrund meiner langjährigen Forschung über das Sanitätswesen im Raum Smolensk konnte ich einige Personen des Lazaretts identfizieren, in dem der Autor gearbeitet hatte. Leider war das für die Orte Roslawl und Marina Gorka nicht möglich, da die privaten, aus dem Krieg geretteten Aufzeichnungen - wie auch einige Bilder - nicht mehr vorhanden waren.

Die unsichtbare Flagge Peter Bamm‘s wehte auch über der Tätigkeit Eugen Kuno Wahls in Rußland. Geprägt durch ein zutiefst christliches Elternhaus und erfüllt von humanitärem Denken, dazu mit einer umfassenden humanistischen Bildung und mit ausgeprägten handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten versehen, erwarb sich der Autor nicht nur die Liebe und Achtung seiner verwundeten Soldaten, sondern auch seiner zivilen und militärischen russischen Patienten. Auch in Gefangenschaft setzte er sich mit seiner aufrechten und menschlichen Haltung bei Freund und Feind durch. Er hatte immer Verständnis für die Probleme und Nöte der sowjetischen Menschen, mit denen er umging. Dabei erkannte er scharfsichtig die politische und wirtschaftliche Situation in dem Land, in dem er sowohl als Angehöriger der Besatzungsmacht als auch aus der völlig anderen Perspektive des Kriegsgefangenen zu arbeiten gezwungen war, ohne - wie so viele andere - Augen und Ohren vor den Realitäten zu verschließen, wie das bei vielen Apologeten des Realsozialismus der Fall war.

Zur heutzutage leider üblich gewordenen Verunglimpfung deutscher Soldaten und der Wehrmacht bietet die Lektüre dieses Buches einen wohltuenden Gegenpol. Darüber hinaus ist das Werk Kuno Eugen Wahls eine wunderbare Schilderung deutsch-russischer Freundschaft. Ich wünsche mir deshalb, daß es eines Tages auch einem russischen Leserpublikum erschlossen wird.

Reinhold Busch, 2001